Donnerstag, 15. Juli 2010

Off topic: Persönlichkeitsanforderungen an moderne Führung

Die neuen Herausforderungen
Anforderungen an die Persönlichkeit gehen stets einher mit den Vorstellungen derer, die diese Anforderungen stellen. Dies gilt auch für moderne Führung. Demnach ist es immer eine Reflektion der eigenen Ansichten auf andere Personen. Die eigenen Ansichten hingegen sind auch meist durch die Außenwelt geprägt oder gar entstanden. Dazu kann auch die Führung an sich dienen. Folglich sind diese gestellten Anforderungen ein Abgleichen der persönlichen Vorstellungen mit dem Verhalten Dritter.
Diese Vorstellungen passen sich jeweils den kulturellen und historischen Kontexten an. Es ist festzustellen, dass Vorgesetzte mitunter nicht mehr als unantastbar angesehen werden und die Meinungen über die Fähigkeiten dieser relativ präzise in den Köpfen verfestigt sind. Diese Ideale stellen mitnichten immer die Realität dar. So wird der Chef heutzutage gerne nicht mehr als Alleskönner gesehen, sondern als Strippenzieher. Dieser ist jedoch vor die Aufgabe gestellt, nicht nur den Anforderungen der Mitarbeiter gerecht zu werden. Die diesbezüglich relevanten Interessengruppen (sogenannte Stakeholder) stellen heutzutage mehr denn je Forderungen an die Führung. Diese Forderungen können und sind des Öfteren konträr. So verlangen zum Beispiel die Mitarbeiter, dass überschüssige Einnahmen an die Belegschaft ausgezahlt werden, während die Anteilseigner (sofern nicht zu der ersten Interessengruppe dazugehörend) fordern, dass eben solche als Dividendenzahlungen ausgeschüttet werden.
Somit muss die Führung im modernen Unternehmen in der Lage sein, die verschiedenen Interessen der Stakeholder zu balancieren und überzeugend kommunizieren. Insbesondere in der Wirtschaftskrise hat sich bewiesen, dass die Rettung des Unternehmens nicht unbedingt mit der Rettung von Arbeitsplätzen in Verbindung zu sehen ist. Erneut treffen die Interessen der Arbeitnehmer auf die der Anteilseigner. In seiner Funktion ist der Geschäftführer demnach auch ein Mediator, muss seine Entscheidungen durchsetzen können, erkennen lassen, in welche Richtung er oder sie das Unternehmen steuert und selbst als Vorbild vorangehen indem er oder sie gewissenhaft mit der auferlegten Verantwortung umgeht.
Darüber hinaus werden auch durch die Außenwelt Anforderungen an das Management gestellt. Kein anderer wusste dies so gut zu verstehen wie der Managementguru Peter F. Drucker. Der gebürtige Österreicher hat die neuen Herausforderungen an die Führung bereits zum Ende des 20. Jahrhunderts treffend beschrieben. Der Wandel hin zu Dienstleistungen und somit zu Wissen als Ressource verlangt der Führung ab, ihre Mitarbeiter zu fördern und dem Unternehmen das Know-How nutzbar zu machen. Die Fähigkeit, Menschen zu motivieren und an sich zu binden ist dabei gefragt, denn nichts wird Menschen davon abhalten, mit ihrer Ressource zu einem anderen Unternehmen zu gehen.
Weiterhin identifizierte Drucker, dass der demographische Wandel, die Änderung der technischen und elektronischen Daten verarbeitenden Infrastrukturen und die Globalisierung der Führungsriege die Anpassung der persönlichen Eigenschaften abverlangt. Dazu gehören mitunter wesentlich stärker ausgeprägte soziale Kompetenzen sowohl als auch die Fähigkeit, bedingt durch die Verschmelzung der Absatzmärkte, immer komplexere Sachverhalte zu verstehen und entsprechend zu reagieren.

Führung im Wandel der Zeit
Dass sich die oben beschriebenen Vorstellungen dabei wandeln und den jeweiligen Bedingungen anpassen, führt damit auch zu sich stetig ändernden Anforderungen an die Führung. Dieser Prozess hat sich seit dem Ende des Kalten Krieges beschleunigt. Seitdem sich die Nationen der Welt immerwährend entmilitarisieren, nimmt auch der autoritäre Führungsstil in den Unternehmen ab. Dabei ist ein Engagement hin zu mehr Demokratie und Beteilung, auch in den unteren Führungsebenen zu beobachten. Mit dieser Änderung geht einher, dass Charaktereigenschaften wie unter anderem Empathie, Kommunikationsstärke und Fairness in den Vordergrund treten. Ebenso ist die Fähigkeit, sich in die neu aufgetretene Interessensgruppen hinein versetzen zu können entscheidend, um ein Unternehmen erfolgreich zu manövrieren.
Damit hängt zusammen, dass das Unternehmen als solches auch einen ethisch korrekten Anstrich benötigt um weiterhin in der Gunst der Kunden bestehen zu können. Dem Management wird abverlangt, der Organisation einen Kokon, bestehend aus sogenannten Sustainability Management, Corporate Governance, Minderheitenförderung, sozialem Engagement und dergleichen, zu stricken.
Entscheidend kommt dabei zum Tragen, dass Unternehmen als sich selbst repräsentierende Einheiten wahrgenommen werden, die auch ökologisches Gewissen haben müssen. Die Zeiten, als Organisationen hauptsächlich durch deren Management verkörpert wurden, wie beispielsweise durch Henry Ford oder Werner von Siemens gehören der Vergangenheit an. Machthungrige und egozentrische Persönlichkeiten sind folglich ebenso passé, wie nach einer Person ausgerichtete Organisationsstrukturen.
Die Konsequenz dessen ist auch, dass das Management ersetzbar geworden ist. Zum einen ist dadurch zu erklären, warum Führung sich so stark an den Interessen der Stakeholder orientiert, zum anderen bewirkt dies zudem, dass Persönlichkeitsanforderungen an moderne Führung durch Flexibilität und der Fähigkeit Entscheidungen nach rationalen und ökonomischen Gesichtspunkten zu treffen, geprägt sind. Moderne Führung heißt somit, Interessen balancieren zu können und in der Lage zu sein, dem Unternehmen ein reputabel positives Image zu verleihen.

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