Donnerstag, 10. November 2011

Noch 18 Tage um die Welt zu retten – Klimaverhandlungen drohen erneut zu scheitern

Nein, es ist nicht Griechenland, das droht die Welt in den Abgrund zu reißen. Dieses Mal nicht. Es ist eine wesentlich existenziellere Bedrohung: die des Planeten. Denn die Vereinten Nationen sind weiterhin Meilen davon entfernt, sich auf ein Post-Kyoto-Protokoll zu einigen. Das sollte ursprünglich mit dem Auslaufen des bestehenden Abkommens 2012 ratifiziert werden. Doch die bis dahin letztmalig tagende UN-Klimakonferenz verspricht wenig Verheißungsvolles.
In 18 Tagen, am 28. November treffen sich die Vertreter der 193 Mitgliedsstaaten in Durban, Südafrika um erneut um die Zukunft der Erde zu feilschen. Die Chancen das Ruder nach der langen Serie ergebnisloser Konferenzen doch noch herumzureißen stehen jedoch äußerst schlecht.
Seit 2005 (Nairobi) einigte sich die Staatengemeinschaft lediglich auf die Einrichtung eines Fonds zur Unterstützung afrikanischer Staaten, die Erderwärmung auf 2 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Niveau zu begrenzen (2009, Kopenhagen) und das Kyoto-Protokoll weiterhin bis 2012 umzusetzen (2010, Cancun). Die Bilanz ist mager. Noch dazu hat der weltweit größte Klimasünder, die USA, das Protokoll bislang lediglich zur Kenntnis genommen.
Großartig. Selbst das 2 Grad Celsius-Ziel scheint zum Scheitern verurteilt. Denn der Energieverbrauch steigt weltweit kontinuierlich rasant an. So hat die Internationale Energieagentur (IEA) in ihrer jüngsten Studie berechnet, dass der Energiekonsum bis 2035 um ein zusätzliches Drittel steigen wird. Und wer trägt die Schuld daran? In erster Linie vornehmlich die Schwellenländer. Doch dieser Schluss ist zu kurz gedacht.
Die Industriestaaten sind in der Verantwortung den aufsteigenden Ländern die wirtschaftliche Weiterentwicklung zu ermöglichen, jedoch nicht auf Kosten des Planeten. Energiefonds, CO2-Ausgleichsmodelle, Innovationshilfe usw. – alles bereits ersonnen. Und doch nicht umgesetzt. Inmitten der gegenwärtigen wirtschaftlichen Krise haben die Regierungen auch durchaus andere Verpflichtungen. Um das Klima zu retten braucht es aber nicht Merkel und Sarkozy am Verhandlungstisch, sondern Experten und Diplomaten. Und just in diesen schweren Zeiten wirft eine Studie der Umweltverbände der deutschen Regierung vor, zu nachlässig CO2-Zertifikate verteilt zu haben und somit zum Anstieg der Emissionen beizutragen. Denn der im Kyoto-Protokoll angedachte Emissionshandel folgt der Logik, dass Unternehmen zukünftig für Emissionseinsparungen belohnt werden, da sie für Verschmutzungsrechte bezahlen müssen. Nur doof, wenn sie diese kostenlos vom Staat zugeteilt bekommen und sie gewinnbringend veräußern können. Zum Wohle der Wettbewerbsfähigkeit, heißt es.
Wettbewerbsfähigkeit? Spielt Wettbewerbsfähigkeit eine Rolle beim Schutz der Natur? Schließlich geht es auch hier um den Erhalt unserer Erde für die nachfolgenden Generationen. Dieses Ansinnen, welches momentan so wenig zählt, war allerdings jüngst das Hauptargument für den plötzlichen Atomausstieg der schwarz-gelben Regierung. Dass dieser noch dazu von den Grünen unterstützt wird, einer Partei, die sich im Kern dem Wohle der Natur verschrieben hat, wird nun auch die als so fortschrittlichen Ambitionen der Deutschen ad absurdum führen. Denn der Atomausstieg hat bereits jetzt nachweislich die deutschen CO2-Emissionen ansteigen lassen.
Die Vorreiterrolle ist hin. Und damit auch die moralische Drohkulisse und eine Vision, mit der sich die Kleinstaaterei überwinden lässt. In der Konsequenz leidet die gesamte Weltbevölkerung – die Pole schmelzen, Wetterextreme nehmen zu, Missernten und Dürren treffen die Ärmsten. Allerdings ist es wenig gewinnbringend, den Regierungen allein diesen Missstand anzuheften und mit der Eigenverantwortung zu warten, bis der Kampf gegen die Erderwärmung durch die Parlamente legitimiert ist. Die Bevölkerung, insbesondere der entwickelten Welt, da sie über eine ausreichend gedeckte Lebensgrundlage verfügen, muss endlich selbst einen eigenen Klimaschutz lostreten und am besten bei sich zu Hause damit beginnen. Denn der Beitrag, den die Bevölkerung zu leisten vermag, ist größer als angenommen. In Deutschland verursachen beispielsweise Haushalte und Verkehr knapp 36 Prozent der CO2-Emissionen. Das Einsparpotenzial ist enorm.
Zum Schutze unseres Planeten genügt es nicht mehr, auf ein Beschluss der Vereinten Nationen zu warten. Die Länder selbst müssen die Initiative ergreifen und ihre Bürger zu umweltbewussten Weltverbesserern umerziehen. Nur so ist die Welt noch zu retten. Andernfalls ist der Kollaps der Eurozone das geringste, was uns bevorsteht.